Fastenimpuls Woche 5 - Grabsteine, Stolpersteine, Gedenksteine – was bedeuten diese Steine?

Auf allen Wegen begegnen wir Steinen …

 Von der Natur geformt oder von Menschenhand errichtet, Steine, sie können uns auffordern langsamer zu gehen, anzuhalten, inne zu halten. In ihrer Stummheit sprechen sie lauter als viele Worte es könnten. Steine können Geschichten erzählen.

Im Stein schläft Gott, 
in der Pflanze träumt Gott, 
im Tier wacht Gott auf, 
im Menschen lebt Gott. 

Grabsteine und  ungewöhnliche Felsformationen in der Natur
Vor 6000 Jahren wurde in der Nähe von Heiden ein Großsteingrab angelegt. Die Steine werden Düwelsteene oder Teufelssteine genannt. Warum die Steine hier liegen, wird in der Sage vom listigen Schuster erzählt.

Demnach trug der Teufel einen Sack voll großer Steine auf dem Rücken und war auf dem Weg nach Aachen, um den Dom Karls des Großen zu zerstören. Bei Heiden traf er auf einen Schuster, der zwölf Paar zerschlissene Schuhe bei sich trug. Auf die Frage des Teufels, wie weit es denn noch bis nach Aachen sei, deutete der Schuster auf die Schuhe: Es sei so weit entfernt, dass er auf seinem Weg von Aachen bis nach Heiden all diese Schuhe zerschlissen habe. Er hatte nämlich den Teufel sofort an seinem Pferdefuß erkannt und Böses geahnt, sodass er diese pfiffige Antwort gab. Seine Auskunft brachte den vom Tragen der schweren Steine schon völlig ermatteten Teufel dazu, diese vor lauter Wut an Ort und Stelle aus dem Sack zu schütten und von dannen zu ziehen. Diese Steine wurden von da an die Düwelsteene genannt.

 Historisch gesehen, hatten die Steine auf Gräbern einen sehr pragmatischen Sinn. Zum einen sollten die Grabstätten erkennbar sein. In einer Zeit und Umgebung in der Friedhöfe nicht üblich waren, brauchten die Angehörigen einen Orientierungspunkt, an dem sie das Grab wiederfinden konnten. Besonders deutlich wurde dies bei den Hünengräbern. Große Findlinge wurden herangeschafft, um ein Hünengrab anzulegen. Die Steinbauten sind fünftausend https://klexikon.zum.de/wiki/Jahr alt oder älter.

Grundsätzlich lässt sich hinsichtlich der Erzählung zu den Düwelsteenen feststellen, dass die Menschen in der Natur oder ihrer Umgebung faszinierende Entdeckungen machen, und sich fragen, wie diese Formationen wohl entstanden sind.

 Eine ähnliche Geschichte zu einer Felsformation in der Natur erzählt von der Frau Lot, die zu einer Salzsäule erstarrte.

In Gen 19 wird vom Gottesgericht  über die Stadt Sodom erzählt. Als zwei  https://de.wikipedia.org/wiki/Engel/Fremde in der sündigen Stadt Sodom nach Gerechten suchen, die vor der drohenden Zerstörung Sodoms durch Gott gerettet werden sollen, nimmt Lot die zwei Fremden bei sich auf. Die Engel führen die Familie des Lot vor die Stadt und fordern sie zur Flucht auf.  Als Lots Ehefrau, deren Name in der Bibel nicht erwähnt wird, während der Flucht entgegen dem Verbot der Engel zurückblickt, erstarrt sie zu einer Salzsäule. Eine Felsformation oder eine Gesteinsausblühung nahe Gebel Usdum südlich des Toten Meeres wird als Frau Lot gedeutet. Oft wurde die Versteinerung der Frau des Lot als Strafe gedeutet, weil sie sich umgedreht hat.

 Könnte es auch Verzweiflung gewesen sein, die sie zurückschauen ließ auf die brennende Stadt. Sie ließ alles zurück, was sie besessen hat – fehlte ihr Gottvertrauen um weiter nach vorn zu schauen? Sie fühlte sich sicherlich ohnmächtig und starb auf der Flucht. Nicht einmal von einer Bestattung ist die Rede.

 Geht es heute nicht vielen Flüchtlingen genau so? Sie lassen eine Heimat zurück und die Zukunft ist völlig ungewiss. Viele sterben auf der Flucht und man weiß nicht einmal ihren Namen. Die Frau des Lot hat auch keinen eigenen Namen.

 Wenn jemand allerdings zu sehr in die Vergangenheit schaut, die nicht mehr zurückgeholt werden kann, kann er oder sie auch gelähmt sein, um die Zukunft neu zu gestalten. Jesus gebraucht die Metapher: Keiner, der die Hand an den Pflug gelegt hat und nochmals zurückblickt, taugt für das Reich Gottes. Wenn du zurückschaust, kannst du keine gerade Furche ziehen mit dem Pflug. Also Kopf hoch, vorwärtsschauen, vielleicht ist das die bessere Alternative.

Grabsteine auf Friedhöfen und seine Symbole verraten uns etwas über das Leben einer einzigartigen Person, teils ohne auch nur ein Wort zu verlieren. Die Liebe zu Gott, zu einem Beruf oder zu einem Menschen – es gibt viele Erinnerungen, die in Worten, Sinnbildern und Zeichen auf einem Grabstein festgehalten werden können.

 Im November besuchen wir gerne die Gräber unserer Verstorbenen. Bei einer solchen Gelegenheit tut es gut, am Grab einmal inne zu halten und in einen Dialog mit dem Verstorbenen zu treten. Was war dir wichtig im Leben? Was habe ich von dir gelernt? Was wolltest du mit deinem Leben vermitteln? Was ist deine Botschaft jetzt an mich?

Stolpersteine
 Die Stolpersteine  sind ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig, das im Jahr 1992 begann. Mit im Boden verlegten kleinen Gedenktafeln, sogenannten Stolpersteinen, soll an das Schicksal der Menschen erinnert werden, die in der Nazizeit  deportiert, vertrieben, ermordet oder in den Suizid getrieben wurden. Sie wurden auch in Vreden meist vor den letzten frei gewählten Wohnhäusern der NS-Opfer niveaugleich in Pflaster bzw. den Belag des jeweiligen Gehwegs eingelassen. Klara Herz wohnte Königstraße 3. Die Familie Rosenthal/van Gelder in der Twicklerstraße 18.  Den NS-Opfern, die in den Konzentrationslagern zu Nummern degradiert wurden, werden hiermit Namen zurückgegeben. Das Bücken, um die Texte auf den Stolpersteinen zu lesen, soll eine symbolische Verbeugung vor den Opfern sein.. „Stolpern“ bedeutet dann, ich werde an schreckliche Ereignisse aus der Vergangenheit erinnert. Insofern sind es bedeutsame Mahnmale.

Der Name ist ein Intermezzo auf unserem Weg
von der Namenlosigkeit in die Namenlosigkeit.
Er bleibt eine Zeit lang sichtbar, wie die Kreise,
die ein Stein im Wasser geworfen hat.
Der Name ist ein Stein,
der ins Wasser des Lebens geworfen wird.

Gedenksteine
 Steinmonumente wurden nicht nur für Gräber errichtet. Steine wurden an bestimmten Orten ebenfalls aufgerichtet, um an ein Ereignis zu erinnern. Z.B. erinnert der Norbertstein in Große Mast an ein Bekehrungserlebnis des Heiligen Norbert von Xanten (circa 1080 bis 1134). Im Jahr 1115 überraschte ein Gewitter den Grafen Norbert von Gennep auf seiner Reise. Er hatte sein Ziel schon fast erreicht als er vom Blitz getroffen wurde. Er überlebte - und änderte sein Leben.

 Es ist schon faszinierend, mit welchem Aufwand die Menschen viele solcher Steindenkmäler gebaut haben, zumal die technischen Voraussetzungen früher ganz andere waren als heute, und dies kann für andere Bauwerke (von den Pyramiden bis zu den Kathedralen) sicherlich auch mit Bewunderung gesagt werden.

Weil Steine leise sprechen
und nur im Flüstertone
von ihrem Schicksal künden,
vernehmen nur jene diese Stimmen,
die auch der Stimme des Windes,
der Wolken und der Blumen lauschen
und ihnen ihr Geheimnis abgewinnen.