St. Antonius von Padua (Wennewick-Oldenkott)

Das Kirchlein St. Antonius von Padua ist eine Tochter von St. Franziskus. Die ersten dortigen Kapellen boten den oft sehr zahlreich aus den Niederlanden kommenden Katholiken kaum genug Platz. Außerdem waren die Wege besonders für die aus Rekken und Haaksbergen sehr weit. Deswegen begann Pater Georg Philippi 1654, jeden zweiten Sonntag auf dem der Vredener Äbtissin hörigen Hof Winkelhorst in Wennewick eine Messe zu feiern. Auf die Dauer war das aber nicht praktikabel. Aus diesem Grund bemühten sich die Patres spätestens seit dem Sommer 1656 darum, unmittelbar an der Grenze an der Oldenkotter Straße eine Kapelle zu errichten. Im Juni 1657 erteilte Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen dazu seine Zustimmung und mit seiner finanziellen Unterstützung konnten die Bauarbeiten beginnen. Es entstand ein Backsteinbau, der nicht viel kleiner war als die damalige Klosterkirche in Zwillbrock und wie diese einen dreiseitigen Chorschluss hatte. Die Wände wurden durch Lisenen in fünf Achsen gegliedert und hatten korbbogige Fenster; im Inneren besaß die Kapelle eine Holzdecke.

Zum Patron der neuen Kapelle wählten die Minoriten den hl. Antonius von Padua. Der hl. Antonius war im Alter von 15 Jahren zunächst Augustinerchorherr geworden. Die Überführung der ersten fünf franziskanischen Märtyrer aus Marokko veranlassten ihn 1220 aber zum Übertritt in den eben erst gegründeten Franziskanerorden. Er ging als Missionar nach Afrika, um dort selbst als Märtyrer zu sterben. Krankheitsbedingt mußte Antonius jedoch schon 1221 nach Europa zurückkehren, wo er in den folgenden Jahren als Volksprediger die Irrlehren der Katharer und Albigenser bekämpfte. Außerdem berief ihn der hl. Franziskus zum ersten Lehrer der Theologie für die Franziskaner. Antonius von Padua starb am 13. Juni 1231 und wurde schon 1232 heiliggesprochen. In der Barockzeit wurde er zu einem der populärsten Heiligen. Die Wahl seines Patroziniums lag also nicht nur nahe, weil er ein Ordensheiliger der Zwillbrocker Franziskanerminoriten war, sondern entsprach gewissermaßen auch der damaligen Mode, zu der sie ihrerseits beitrug. Angesichts der Ketzerpredigt des hl. Antonius von Padua und der Lage der ihm geweihten Kapelle unmittelbar an der Grenze zu den calvinistischen Niederlanden könnte sein Patrozinium darüberhinaus programmatischen Charakter gehabt haben, zumal eine Statue des Heiligen über dem Westeingang aufgestellt wurde.

Mit der Aufhebung des Klosters Zwillbrock endete auch die seelsorgerische Tätigkeit der Minoriten in der Oldenkotter Kapelle. Davon hatten nicht nur die Niederländer profitiert, sondern auch die Gläubigen in Wennewick und Teilen von Crosewick. Um sich wenigstens für die Sonntagsmesse den weiten Weg zu ihrer Pfarrkirche in Vreden zu sparen, setzten sie alles daran, einen eigenen Geistlichen zu erhalten. Dazu verpflichteten sie sich 1817, für sein Gehalt aufzukommen und bauten 1818 ein neues Vikarienhaus als Wohnung. 1845 wurden Kanzel, Kommunionbank und Chorgestühl erneuert, der barocke Hochaltar aber noch vor der Jahrhundertwende durch eine steinerne Mensa und ein hölzernes neuromanisches Retabel ersetzt. Die nächsten Jahrzehnte brachten große Veränderungen. Nachdem die Kapelle 1920 das Taufrecht erhalten hatte, wurde zunächst ein Taufbrunnen angeschafft und 1921 bekam Oldenkott einen eigenen Friedhof. Logische Konsequenz dieser zunehmenden Privilegierung war die Erhebung zur Rektoratskirche 1926. Schon 1923 war die kleine Kirche vollständig neu verblendet und mit Strebepfeilern versehen worden, um den Schub des neu eingezogenen Holzgewölbes abzufangen. Der alte dreiseitige Chorschluss war durch eine halbrunde Apsis ersetzt worden, die 1932 mit einem Monumentalbild des guten Hirten ausgemalt wurde. Dieses Fresko wurde bei späteren Renovierungen ebenso beseitigt wie Hochaltar, Kommunionbank und Beichtstuhl. Sehenswert sind heute besonders die schönen Kirchenfenster mit den sieben Sakramenten und der alte Orgelprospekt.

 

Text: Volker Tschuschke
Foto: Richard Nienhaus

Filialkirche St. Antonius von Padua
Wennewick 5
48691 Vreden

Literaturhinweise

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