Pfarrkirche St. Georg

Die heute als St. Georg bekannte Pfarrkirche hat eigentlich ein Doppelpatrozinium, denn sie ist der hl. Gottesmutter Maria und dem hl. Georg geweiht. Von der hl. Maria erfahren wir vor allem aus dem Neuen Testament. Der hl. Georg wurde im 3. Jahrhundert als Sohn einer vornehmen christlichen Familie in Kappadokien in Kleinasien geboren und diente als Offizier in der römischen Armee. Während der von Kaiser Diokletian angeordneten Christenverfolgung wurde der hl. Georg, als er anderen Christen helfen wollte, 305 in Lydda (Israel) gefangengenommen und hingerichtet. Die Legende berichtet, der hl. Georg habe mit Gottes Hilfe einen Drachen getötet und dadurch eine ganze Stadt gerettet. Wenn man den Drachen als Symbol für das Böse nimmt, lässt sich die Legende folgendermaßen deuten: Als Christ hatte der hl. Georg den Mut, sich für das Leben gegen das Böse einzusetzen, auch wenn es oft übermächtig schien. Deshalb heißt es im Refrain unseres Patronatsliedes: „Du, der das Böse überwand, halt schützend deine starke Hand, Sankt Georg, über Stadt und Land!“

Das doppelte Patrozinium der hll. Maria und Georg ist auf dem Antwerpener Altarretabel von etwa 1520 abzulesen. Dieser große Altaraufsatz von 4,60 m Höhe wurde 1979/89 restauriert und ist die wichtigste Sehenswürdigkeit der Georgskirche. Im Laufe des Kirchenjahres bietet das Retabel jeweils einen unterschiedlichen Anblick:

  • Im Advent ist der Altaraufsatz ganz geschlossen. Die Außenseiten zeigen in der Predella die sieben Schmerzen Mariä und den Drachenkampf des hl. Georg. Die beiden großen Gemälde bilden den Tod der Gottesmutter bzw. das Martyrium des hl. Georg ab, die Auszüge zeigen die hl. Felicitas und den hl. Erasmus.
  • In der Fastenzeit wird der geschlossene Altar mit dem 1994 von einem Stickkreis unter Leitung der Textilkünstlerin Lotte Bach geschaffenen Hungertuch verhängt.
  • Im Jahreskreis wird der Altar einmal aufgeklappt und zeigt über der Predella mit der hl. Sippe große Gemälde mit vier Wundertaten Jesu. Von links nach rechts sind es das Weinwunder auf der Hochzeit zu Kana, die wunderbare Brotvermehrung bei der Speisung der 5000, die Heilung des Gichtbrüchigen und die Auferweckung des Lazarus; im Auszug sind die Taufe Jesu und Christi Himmelfahrt dargestellt.
  • In der Weihnachts- und Osterfestzeit wird das Retabel ganz geöffnet. Dann ist das vergoldete Schnitzwerk zu sehen. Es zeigt angefangen mit der Verlobung Josephs und Mariens bis hin zum Pfingstwunder Leben und Leiden Jesu. Dabei gruppieren sich die zahlreichen Einzelszenen um die zentral übereinander angeordneten Darstellungen der Geburt, des letzten Abendmahls und der Kreuzigung.

 

Ein ähnliches Alter haben der Taufbrunnen und einige spätgotische Apostelfiguren. Sie wurden ebenso wie die Statue der hl. Katharina von Alexandrien für die unmittelbare Vorgängerin der heutigen Kirche geschaffen. Das war eine dreischiffige spätgotische Hallenkirche, deren Chor 1473, deren Langhaus aber erst 1504 fertiggestellt worden war.

In dieser Kirche hielt Bischof Clemens August von Galen am 17. November 1937 eine seiner großen Predigten. Darin schwur er angesichts der Angriffe der Nationalsozialisten nicht nur auf die Kirche, sondern den christlichen Glauben insgesamt die „Männer und Frauen von Vreden, einst Schildknappen und Schwertgenossen“ Widukinds und Walberts auf den Glauben ihrer Vorfahren ein; eine Gedenktafel am Turm erinnert daran.

Die Tradition, die von Galen dabei in Erinnerung rief, war schon ein gutes Jahrzehnt später im wahrsten Sinne des Wortes mit den Händen zu greifen, denn die auf dem Hungertuch von 1994 thematisierten Bombenangriffe am 21./22. März 1945 zerstörten auch die Pfarrkirche. Bevor der Neubau begonnen werden konnte, mussten die Trümmer beseitigt werden. Dabei stieß man auf mehrere Vorgängerbauten, die in einer großen Grabungskampagne 1949/51 freigelegt wurden. Am 19. November 1951 erfolgte der erste Spatenstich für den Neubau, der am 3. September 1954 geweiht wurde. Der mächtige Kirchturm wurde erst 1955/58 angebaut.

Auf den ersten Blick gibt es kaum Berührungspunkte zwischen dem Neubau und seinen Vorgängern. Doch das große Chorrund nimmt den Verlauf der karolingischen Ringstollenkrypta auf, die unter dem hochgelegenen Chor erhalten ist. Diese Krypta wurde an die erste Kirche angebaut, als 839 die Reliquien der hll. Felicissimus, Agapitus und Felicitas nach Vreden kamen, und kann nach Voranmeldung im Pfarrbüro oder beim Stadtmarketing Vreden besichtigt werden. 

 

Text: Volker Tschuschke 
Foto: Richard Nienhaus

Pfarrkirche St. Georg
Kirchplatz 4
48691 Vreden

Literaturhinweise

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