St. Antonius Abt (Ammeloe)

Nur wenig jünger als Ottenstein ist die Kirche in Ammeloe. 1369 erklärte Äbtissin Adelheid IV. von Bentheim nämlich, sie habe in Ammeloe eine Kapelle bauen, dabei einen Kinderfriedhof anlegen und rundherum eine Anzahl von Hausplätzen, den Kring, abstecken lassen. Gedacht war das zunächst nur für diejenigen Bauern in Ammeloe und Wennewick, die ihr hofhörig waren. Erst als die Äbtissin Helena von Schaumburg 1442 anordnete, die bis dahin vom Vredener Pfarrer einmal in der Woche an einem beliebigen Tag zu lesende hl. Messe zukünftig immer freitags zu feiern, wurde der Kreis auf alle Menschen in diesen beiden Bauerschaften ausgedehnt.

Helena von Schaumburg war es auch, die 1444 für einen Neubau sorgte. Als ihr Patron wurde damals der hl. Alexander genannt, und es liegt nahe, bei ihm an einen der Söhne der hl. Felicitas zu denken. Allerdings verehrte das Stift verschiedene Heilige dieses Namens, und weil der Ammeloer Alexander nie näher bezeichnet wird, bleibt unbekannt, an wen man damals dachte. Seit 1468 aber wird neben ihm der hl. Antonius Abt († 356) genannt, der schließlich immer mehr in den Vordergrund trat. Schon 1471 besaß die Kapelle ein Bildnis von ihm. Möglicherweise handelt es sich dabei um die heute noch vorhandene spätgotische Holzplastik, die ihn in seiner typischen Kleidung als Mönchsvater zeigt. Wie der hl. Antonius Abt zählte auch die hl. Anna zu den im späten Mittelalter besonders beliebten Heiligen. Die Darstellung der Anna Selbdritt mit ihrer Tochter Maria und dem Jesuskind war damals also ausgesprochen modern. Von der Ausstattung der alten Kapelle rühren außerdem der Drehtarbernakel sowie die Figuren der hll. Petrus und Paulus vom barocken Hochaltar her.

Die Kapelle wurde also immer wieder neu ausgestattet, war Anfang des 19. Jahrhunderts aber für die inzwischen angewachsene Bevölkerung zu klein. Seitdem bemühte Ammeloe sich um einen Neubau. Doch wegen der wirtschaftlichen Not im Zeitalter des Pauperismus aber auch der Widerstände des um seine Einkünfte fürchtenden Vredener Pfarrers wurde die Kapelle erst im Sommer 1857 abgerissen und am 21. September der Grundstein für den Neubau gelegt. Am 21. November 1860 konnte die von Emil von Manger entworfene dreischiffige Kirche endlich geweiht werden. Ihre Ausstattung zog sich zunächst aus finanziellen Gründen, dann wegen des „Kulturkampfes“ des preußischen Staates gegen die katholische Kirche noch längere Zeit hin. Erst 1887 lieferten der Glasmaler Anton von der Forst in Münster das mittlere Chorfenster und der Kunstschreiner Vennekötter in Everswinkel den Aufsatz für den Hochaltar. 1888 folgten die Chorstühle, 1891 die seitlichen Chorfenster. Nachdem die Kirche 1892 das Taufrecht erhalten hatte, stiftete der aus Ammeloe gebürtige Brochterbecker Pfarrer Hermann Esseling den Taufstein. 1895 wurden zwei Seitenaltäre und 1898/99 die Orgel angeschafft. Sie waren genau wie die älteren Ausstattungsstücke im Stil der Neugotik gearbeitet, während die nach der 1926 erfolgten Erhebung zur Rektoratskirche 1931 von Viktor von der Forst gelieferten figürlichen Fenster des Langhauses schon Einflüsse der neuen Sachlichkeit bzw. des Bauhaus-Stils zeigen.

Obwohl dem nachkonziliaren Zeitgeist entsprechend nach der 600-Jahrfeier 1969 die beiden Seitenaltäre, Kommunionbank und Kanzel aus der Kirche entfernt wurden, ist doch ein Großteil der neugotischen Ausstattung erhalten geblieben. Die seit 1993 selbständige Pfarrkirche St. Antonius Abt hat von den Vredener Kirchen des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts am besten den Stil ihrer Entstehungszeit bewahrt und ist damit nach wie vor ein sehenswertes Gesamtkunstwerk der Neugotik.

 

Text: Volker Tschuschke
Foto: Richard Nienhaus

Filialkirche St. Antonius Abt
Kring 40
48691 Vreden

Literaturhinweise

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